Planungsleiche
Die Geschichte droht sich für HRS zu wiederholen: Vor über zehn Jahren scheiterte die Firma bereits mit einem Wohnbauprojekt an bester Lage am See in Romanshorn

Am 18. Juni stimmen die Arbonerinnen und Arboner über die geplanten Hochhäuser von HRS ab. Der Widerstand ist gross. Die Gegner sagen, Arbon habe an dieser bevorzugten Lage etwas Besseres verdient. Ähnlichen Diskussionen musste sich die Immobilienfirma bereits 2011 in Romanshorn stellen. Es ging nicht gut aus für sie.

Markus Schoch
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Visualisierung der geplanten HRS-Überbauung auf der heutigen Hafenpromenade: Blick vom «Panem» Richtung altes Zollhaus.

Visualisierung der geplanten HRS-Überbauung auf der heutigen Hafenpromenade: Blick vom «Panem» Richtung altes Zollhaus.

Bild: PD

Es waren keine Türme, die damals viele auf die Palme brachten. Es waren fünf Häuser mit 34 Wohnungen und kleiner Gewerbefläche, die in Romanshorn vor über zehn Jahren für ähnlich heftige Diskussionen sorgten wie jetzt das Projekt Riva in Arbon. In der Kritik stand ebenfalls HRS als Bauherrin. Und die Bevölkerung suchte ebenfalls Mittel und Wege, um die Pläne zu verhindern. Es ging um die heutige Hafenpromenade, die den Romanshornerinnen und Romanshornern mindestens ebenso heilig ist wie den Arbonerinnen und Arbonern das «Metropol»-Gelände, wo die beiden Hochhäuser zu stehen kommen sollen.

Auch die Ausgangslage ist vergleichbar. HRS schrieb in Romanshorn im Rahmen eines Gestaltungsplan-Verfahrens in enger Absprache mit dem Stadtrat einen Architekturwettbewerb aus. Das Siegerprojekt gefiel nicht allen, weil es zu wenig durchlässig war. HRS reagierte auf die Kritik und besserte nach. Doch die Akzeptanz stieg damit nicht – im Gegenteil. Es kamen Stimmen auf, die das Projekt grundsätzlich infrage stellten. Als der Gestaltungsplan schliesslich öffentlich auflag, gab es Einsprachen. Tenor: Das überdimensionierte Projekt sei aus verschiedenen Gründen zonenwidrig und missachte die Vorgaben der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission in Bezug auf Gebäudehöhen und Einordnung in das geschützte Ortsbild am Hafen - eine weitere Parallele zu Arbon.

Auch in Romanshorn bekämpft eine IG die Pläne

Und wie in Arbon bildete sich eine Interessengemeinschaft, die Unterschriften sammelte, um der Bevölkerung das letzte Wort in der Streitsache zu geben. Die IG ergriff aber nicht wie diejenige in Arbon das Referendum gegen den Gestaltungsplan. Sie lancierte einer Initiative, die eine Umzonung des Geländes von der Touristik- in die Hafenzone verlangte, womit reinen Wohnbauten ein für alle Mal ein Riegel geschoben worden wäre. Die nötigen Unterschriften kamen problemlos zusammen. 822 Personen setzten ihren Namen unter das Begehren. Es gehe darum, das letzte Filetstück am Hafen zu retten und es einer öffentlichen Nutzung zuzuführen, argumentieren die Initianten.

Bildmontage der Gegner des Projektes.

Bildmontage der Gegner des Projektes.

Bild: PD

Der Rest ist schnell erzählt. Zuerst sagten die Romanshornerinnen und Romanshorner im Mai 2011 deutlich Nein zu einem Gemeindesaal auf der Hafenpromenade, der Teil des umstrittenen Gestaltungsplanes war. Fünf Monate später war dieser ganz vom Tisch. Das Verwaltungsgericht gab den Einsprechern recht: Die Wohnhäuser seien nicht zonenkonform. Wenige Tage davor befürwortete die Bevölkerung an einer denkwürdigen Gemeindeversammlung in der Kirche mit über 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit 460 Ja- gegen 335 Nein-Stimmen die Zonenplanänderung. Die Abstimmung musste wegen eines Formfehlers im Juni 2012 wiederholt werden. Die Besucherinnen und Besucher bestätigten den Entscheid mit noch deutlicherer Mehrheit.

Seit sechs Jahren läuft Planung für Hafenhotel

So oder ähnlich stellt sich die Stadt die Gestaltung der Hafenpromenade vor.

So oder ähnlich stellt sich die Stadt die Gestaltung der Hafenpromenade vor.

Bild: PD

Die SBB wollten sich die Entwertung ihres Grundstückes nicht gefallen lassen und reichten Rekurs ein, den der Kanton und das Verwaltungsgericht aber abwiesen, womit die Sache erledigt war. 2014 konnte die Stadt das rund 9'000 Quadratmeter grosse Areal von den Bundesbahnen kaufen. 2017 schliesslich verkaufte Romanshorn der Hess Immobilien AG für rund 2 Millionen Franken 3'900 Quadratmeter für den Bau eines Hotels, das Teil eines neuen Gestaltungsplanes ist. So wie auf dem Land der Stadt ein Dienstleistungsgebäude mit Platz für ein Restaurant und anderes mehr. Im Rahmen der Mitwirkung konnte sich die Bevölkerung im letzten Sommer zu den Plänen äussern. Im Moment bereitet der Stadtrat die öffentliche Auflage des Gestaltungsplanes vor.