Hallenbäder
Kehrtwende nach Kritik der Einwohner: Gaiserwald tritt dem regionalen Hallenbadverbund nun doch noch bei

2022 wollte Gaiserwald nichts von einer Mitgliedschaft im regionalen Hallenbadverbund wissen. Das sorgte für Kritik in der Gemeinde. Nun schwenkt der Gemeinderat um: Ab Juli ist auch Gaiserwald dabei.

Perrine Woodtli
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Das Hallenbad Blumenwies in St.Gallen ist eines von sechs Bädern, welche dem regionalen Hallenbadverbund angehören.

Das Hallenbad Blumenwies in St.Gallen ist eines von sechs Bädern, welche dem regionalen Hallenbadverbund angehören.

Ralph Ribi (5.9.2022)

Um die Hallenbäder in der Region steht es nicht zum Besten. Viele sind sanierungsbedürftig, und mit den jährlichen Betriebskosten entstehen für die Standortgemeinden Kosten, die sie alleine nicht mehr tragen können. Abhilfe schaffen soll der im September 2022 gestartete regionale Hallenbadverbund Appenzell Ausserrhoden-St.Gallen-Bodensee (siehe Infokasten).

Zahlreiche Gemeinden in der Region traten diesem im vergangenen Jahr bei. Aber nicht alle. Einzelne entschlossen sich gegen eine Mitgliedschaft. Auch Gaiserwald wollte nichts von einem Beitritt wissen. Was bei einigen Einwohnerinnen und Einwohnern Unmut auslöste.

Regionaler Hallenbadverbund

Der Grundgedanke des Hallenbadverbundes ist, dass regional genutzte Hallenbäder auch regional finanziert werden. Dabei beteiligen sich Gemeinden ohne eigenes Bad finanziell an den Betriebskosten der Bäder Blumenwies und Volksbad in St.Gallen, Sportzentrum in Herisau, Rosenau in Gossau, Sonnenrain in Wittenbach und Winterwasser Oberthurgau in Romanshorn.

Als Gegenleistung bezahlen Einwohnerinnen und Einwohner von Mitgliedsgemeinden des Verbundes den Tarif für Einheimische, alle anderen Badegäste bezahlen einen um 50 Prozent höheren Preis. Seit September 2022 zahlen Badegäste, die nicht in einer Gemeinde des Hallenbadverbunds wohnen, somit 12.75 statt 8.50 Franken.

Mitglied des Verbundes sind die Gemeinden Andwil, Arbon, Berg SG, Eggersriet, Egnach, Gossau, Häggenschwil, Hefenhofen, Herisau, Mörschwil, Muolen, Niederbüren, Oberbüren, Roggwil TG, Romanshorn, Salmsach, Steinach, St.Gallen, Tübach, Untereggen, Wittenbach sowie künftig auch Gaiserwald. (woo)

An der Bürgerversammlung Ende März versprach Gemeindepräsident Boris Tschirky, dass sich der Gemeinderat nochmals mit dem Hallenbadverbund auseinandersetzt. Nachdem er mehrere Reaktionen erhalten habe – insbesondere aus den Reihen der Grünliberalen – werde man das Ganze noch einmal anschauen. «Ich bin sicher, wir finden eine Lösung.»

Diese konnte inzwischen offenbar gefunden werden. Die Gemeinde Gaiserwald hat am Donnerstag mitgeteilt, dass sie dem Hallenbadverbund per 1. Juli 2023 beitritt.

Vorteile überwiegen Nachteile

Die Gemeinde hatte 2022 ihre Gründe, weshalb sie dem Hallenbadverbund nicht beitreten wollte. Bereits in der Vernehmlassung zur Hallenbadstudie hätte sich der Gemeinderat im Jahr 2017 mit der pauschalen Übernahme von Betriebskosten von öffentlichen Bädern nicht einverstanden erklärt, sagte Boris Tschirky im März gegenüber dieser Zeitung. Der Grund: Eine Gesamtschau über das nötige Hallenbadangebot in der Region sowie ein Mitspracherecht der beitragszahlenden Gemeinden fehle.

Boris Tschirky, Gemeindepräsident Gaiserwald.

Boris Tschirky, Gemeindepräsident Gaiserwald.

Bild: Tobias Garcia

Zudem seien private Bäder, wie der Säntispark in Abtwil, in diese Gesamtschau nicht mit einbezogen worden. Dass die Gaiserwalder Bevölkerung und die Schulen den Säntispark nutzten, werde ausgeblendet.

Für Gaiserwald stelle sich die Frage, ob nicht ein Abgleich eines regional abgestimmten Hallenbadangebots die adäquatere Lösung der Finanzprobleme dieser Infrastrukturen sei, sagte Tschirky.

Der Säntispark in Abtwil ist nicht Teil des Hallenbadverbundes.

Der Säntispark in Abtwil ist nicht Teil des Hallenbadverbundes.

Bild: Tobias Garcia (1.3.2021)

An der damaligen Kritik habe sich nichts geändert, sagt Boris Tschirky nun auf Anfrage. Allerdings sei der Gemeinderat bei der erneuten Beurteilung nun zum Schluss gekommen, dass ein Beitritt wegen des Fehlens eines Hallenbades in der eigenen Gemeinde, das den eigentlichen Schwimmerinnen und Schwimmern gerecht werde, höher zu gewichten sei als die genannten Nachteile.

«Bei einem Mitmachen kann zudem aktiv auf die Behebung der Mängel eingewirkt werden», so Tschirky. Weiter könne ein Nutzen für die wassersportbegeisterte Bevölkerung gestiftet werden.