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Politik in einfacher Sprache erklärt: Das St.Galler Abstimmungskafi ist ein Anlass für Menschen, die sich mit den Abstimmungsunterlagen schwertun. Organisiert wird das Ganze von der Beratungsstelle Inklusion und Easyvote.
Die ersten zwei Stuhlreihen im Festsaal an der Katharinengasse 11 in der St.Galler Innenstadt sind fast gefüllt. Aufgestuhlt wurde für mindestens dreimal so viele Leute. Doch Cem Kirmizitoprak ist gut gelaunt. Der SP-Politiker ist heute als neutraler Inklusionsfachmann beim Abstimmungskafi dabei.
Bereits zum sechsten Mal organisiert die Beratungsstelle Inklusion St.Gallen gemeinsam mit Easyvote das Abstimmungskafi in St.Gallen. Der Anlass ist für Personen, die sich mit den Abstimmungsunterlagen schwertun. «Und nicht nur für Menschen mit einer Behinderung», sagt Kirmizitoprak. Das «Kafi» funktioniert so: Eine neutrale Person erklärt die Vorlagen der bevorstehenden Volksabstimmung in einfacher Sprache. Zwei Politiker legen ihre Pro- oder Contra-Seite, ebenfalls in einfacher Sprache, dar.
Angela Ventrici von Easyvote beginnt mit der Erklärung der Vorlagen. Wer die Easyvote-Videos kennt, kann sich in etwa vorstellen, wie Ventrici die Themen präsentiert: Kurz und knapp, einfach und verständlich. Eine Gebärdendolmetscherin übersetzt das Ganze. Daniel Bosshard, Präsident der Grünen Kanton St.Gallen und Kantonsrat sowie der St.Galler SVP-Nationalrat Lukas Reimann argumentieren dafür oder dagegen.
Die beiden Politiker schaffen es zwar in einfacher(er) Sprache zu reden, trotzdem fallen Wörter wie Verteilschlüssel, OECD, Marktstaat, Klimaziele oder Klimaneutralität. Erklären tut die Begriffe niemand, danach fragen auch nicht. Ist es überhaupt möglich, solch komplexe Themen komplett in einfacher Sprache zu erklären? Eine Hand ragt aus dem Publikum: «Soll ich also eher Nein abstimmen?» Keine weiteren Fragen.
«Für das allgemeine Verständnis und die wichtigsten Argumente dafür oder dagegen zu geben, war es ein guter Anlass», sagt Lukas Reimann. «Es ist wichtig, dass die Politikerinnen und Politiker der Bevölkerung die komplexen Vorlagen in einfachen Worten näherbringen können.» Daniel Bosshard ist seiner Meinung: «Die Politik ist teils unverständlich – die einfache Sprache macht es für alle einfacher. Ich hoffe, dass dieser Anlass einige Menschen dazu motiviert, abstimmen zu gehen und wir so eine höhere Wahlbeteiligung haben.»
Und was sagt Cems Kirmizitoprak? «Ich bin zufrieden mit dem heutigen Abstimmungskafi. Die Besucherinnen und Besucher merken, dass es funktioniert und dass sie vereinfacht Informationen zu den Abstimmungen erhalten. Das ist das Ziel der Inklusionsstelle.» Das nächste Abstimmungskafi findet voraussichtlich im Oktober statt.