Streit
Nächste Lärmklage flattert ins Gotteshaus: Die Glocken der evangelischen Stadtkirche Kreuzlingen sollen nachts verstummen

Die Bürgerinnen und Bürger der Evangelischen Kirchgemeinde Kreuzlingen haben an der kommenden Versammlung über die Läutordnung zu befinden. Wegen einer Lärmklage soll auf den nächtlichen Stundenschlag verzichtet werden. Der Streit um die Glocken schwelt schon seit gut sechs Jahren.

Rahel Haag
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Die Glocken im Turm der evangelischen Stadtkirche sollen nachts künftig nicht mehr läuten.

Die Glocken im Turm der evangelischen Stadtkirche sollen nachts künftig nicht mehr läuten.

Bild: Reto Martin

Nun sollen sie vollends verstummen, zumindest zwischen 22 und 7 Uhr. Die Rede ist von den Glocken in der evangelischen Stadtkirche in Kreuzlingen. In der Botschaft zur Kirchgemeindeversammlung vom kommenden Dienstag, 30. Mai, ist zu lesen, dass die Kirchgemeinde durch die Stadt darüber informiert worden sei, dass eine Lärmklage eingegangen ist. «Die Kläger fordern eine Aufhebung der nächtlichen Stundenschläge.»

Es ist nicht die erste Lärmklage, die ins Gotteshaus flattert. Seit 2017 schwelt der Streit um die Glockenschläge bereits. Anfang Dezember 2019 haben die Kirchbürgerinnen und -bürger der Aufhebung des Viertelstundenschlags zwischen 22 und 7 Uhr zugestimmt.

Zusätzlich sind 20'000 Franken investiert worden, um die Klöppel der Glocken in der Stadtkirche auszuwechseln. Dadurch wurde der Klang verbessert und die Schallintensität vermindert. Doch das alles scheint den Lärmgeplagten nicht zu genügen.

Im Frühling 2022 wurden die Klöppel der Glocken in der evangelischen Stadtkirche Kreuzlingen ersetzt.

Im Frühling 2022 wurden die Klöppel der Glocken in der evangelischen Stadtkirche Kreuzlingen ersetzt.

Bild: Ralph Ribi

Nächtlicher Stundenschlag ist nicht «kirchengegeben»

Die Kirchenvorsteherschaft habe die Thematik des Geläutes nochmals eingehend diskutiert, ist im «Kirchenboten» zu lesen. Weiter heisst es: «Das liturgische Läuten ist für uns unbestritten.» Der nächtliche Stundenschlag sei eine Tradition, die nicht «kirchengegeben» sei. Die Stadt verlange eine Aktualisierung des Lärmgutachtens, was die Kirchgemeinde zwischen 7000 und 10'000 Franken kosten würde.

Damit sei das Thema aber nicht vom Tisch. Weitere schalldämmende Massnahmen seien möglich, aber mit weiteren Kosten von rund 20'000 Franken verbunden, heisst es in der Botschaft. Das Abstellen des Stundenschlages könne dagegen mit einer Neuprogrammierung gelöst werden. Kostenpunkt: rund 1000 Franken.

«Nach Abwägen der Argumente beantragt die Kirchenvorsteherschaft eine Änderung der Läutordnung für die Stadtkirche Kreuzlingen.» Das letzte Wort haben somit die Kirchbürgerinnen und -bürger. Bleibt nur zu hoffen, dass mit dem Verzicht auf den nächtlichen Stundenschlag in dieser Sache endlich Ruhe einkehrt.