SoFlow plant eine neue Finanzierungsrunde und internationales Wachstum. Dafür wagen sich die Inhaber des Flawiler Anbieters von E-Scootern und E-Kickboards in die «Höhle der Löwen Schweiz» - mit Erfolg.
Neue Rekorde und innovative Start-ups. Dies verspricht 3+ dem Fernsehpublikum für die vierte Staffel von «Die Höhle der Löwen Schweiz». 42 Start-ups pitchen in sieben Folgen ihre Businessideen bei Investment-Profis wie Anja Graf, Bettina Hein, Roland Brack, Tobias Reichmuth usw. Den Anfang macht am nächsten Dienstag das Flawiler Unternehmen SoFlow, welches Beförderungsmittel für die Mikromobilität, also E-Scooter, E-Skateboards und Ähnliches, entwickelt, produziert und unter eigenem Brand verkauft.
32 Mitarbeitende in Europa, 12 bis 20 in China und ein prognostizierter Umsatz von 30 Millionen Franken für dieses Jahr: Die SoFlow AG mit Sitz an der Degersheimerstrasse ist eigentlich kein klassisches Start-up mehr. Vor sieben Jahren von den Wilern Manuel Hug und Zi Fong Giang sowie Martin Neuckel aus Basel gegründet, hat sich das Unternehmen im nationalen und internationalen Markt bereits positioniert. So sind die E-Scooter aus Flawil bei namhaften Schweizer Händlern wie Brack, Jumbo oder Mediamarkt, aber auch über das Portal des globalen Onlineversandgiganten Amazon erhältlich.
Dass sich die drei Jungunternehmer dennoch in die «Höhle der Löwen» begeben und auf einen Deal mit den bekannten Investment-Profis hoffen, hat einen Hauptgrund und einen positiven Begleitaspekt. «Fernsehpräsenz hat natürlich eine hohe Werbewirksamkeit», gibt CEO Manuel Hug augenzwinkernd zu. Primäre Ziele seien jedoch die Partizipation am Erfahrungsschatz und Netzwerk der Juroren sowie die Erhöhung des Unternehmenskapitals gewesen. «Unsere Strukturen hinken dem Umsatz hinterher», sagt der 34-Jährige. Wenig erstaunlich, hatte das Unternehmen den Umsatz doch zwischen 2016 und 2021 auf 14 Millionen Franken versechsfacht und rechnet für 2022 nochmals mit einer guten Umsatzverdoppelung. Manuel Hug sagt:
«Die Zeit ist reif, über eine Finanzierungsrunde die nächste ‹Rakete› zu zünden.»
Diese soll einen weiteren Entwicklungsschub ermöglichen, vor allem aber auch neue Märkte erschliessen. Frankreich und Spanien stehen im Fokus der Jungunternehmer, aber auch die Beneluxländer und das Vereinigte Königreich. Entsprechend hoch ist der Kapitalbedarf. Hug spricht von insgesamt drei Millionen Franken.
Wie hoch das finanzielle Engagement der «Löwen» ausfällt und welche Investoren eingestiegen sind, sagt er mit Verweis auf die Ausstrahlung der Sendung nicht. Jedoch bestätigt er, dass ein Deal zustande gekommen ist. Und mehr noch:
«Wir haben den bisherigen Sendungsrekord geknackt.»
Im Gegenzug muss das Unternehmen allerdings Firmenanteile abgeben.
Eines ist jedoch klar: Die finanzielle Beteiligung aus der Löwenhöhle liegt weit unter der Drei-Millionen-Marke. Denn eben ist auf der Crowdfunding-Plattform «conda.ch» eine Kampagne angelaufen, mit der SoFlow weitere Geldgeber sucht.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Unternehmer aus Flawil auf diesem Weg Kapital beschaffen. Bereits 2018 hatte Soflow über die deutsche Plattform seedmatch.de von Privatpersonen rund 800'000 Franken geliehen bekommen. Wobei Hug sagt: «Dieses Nachrangdarlehen wollen wir in dieser Finanzierungsrunde wandeln.»
Dass sich Profi-Investoren am Flawiler Start-up beteiligen, zeigt, dass auch diese an die Zukunft der Mikromobilität glauben. Hug spricht von einem Milliardenmarkt. Er sagt:
«Angesichts des zunehmenden Individualverkehrs in den Innenstädten, der Parkplatzprobleme und Restriktionen, ist das Potenzial enorm.»
Der E-Scooter sei ein kostengünstiges, portables, mit anderen Verkehrsmitteln kombinierbares Fortbewegungsmittel - die ideale Alternative zum Privatauto oder dem öffentlichen Verkehr auf dem letzten Abschnitt vor dem Ziel. Vehement wehrt er sich dagegen, E-Scooter als Gadgets oder Trendprodukte zu klassifizieren: «Wir sprechen von Mobilität, von effizienten Transportlösungen im Nahverkehr.»
E-Scooter in verschiedenen Ausführungen und Preisklassen sind das Paradepferd von SoFlow. Weitere E-Mobilitätslösungen ergänzen das Produktportfolio für den privaten, aber auch für den professionellen Einsatz in Grossunternehmen. So besteht etwa eine Kooperation mit BMW. Manuel Hug sagt: «Für den «Personal Mover», den wir für die Fortbewegung der Mitarbeitenden auf Betriebsarealen entwickelten und herstellen, haben wir die Exklusivlizenz.»
Produziert wird die SoFlow-Produktepalette übrigens in China unter der Regie von Zi Fong Giang, der auch die Verhandlungen mit den dort ansässigen Lieferanten Zulieferern führt und die lückenlose Supply-Chain sicherstellt. Die ideale Kombination von Schweizer Qualitätsmassstäben und chinesischer Effizienz, wie Hug sagt.
Und warum rollen, im Rahmen des Flawiler Pilotversuchs mit Leih-Scootern, nicht SoFlow-Modelle, sondern 60 Trottinetts des Berliner Langzeitverleihers TIER durch die Strassen? «Weil wir nicht in der Sharing-Branche tätig sind», lacht Manuel Hug. Er betont aber, dass das Mietlösungen einen willkommenen Werbeeffekt hätten: «Rund 80 Prozent der Sharingkundschaft erwirbt früher oder später ein eigenes Gefährt.»
Der wirtschaftliche Erfolg von SoFlow widerspiegelt sich in Zahlen, aber auch in Auszeichnungen. Für ihr «Lou Board», ein selbst designtes und entwickeltes Skateboard mit Elektroantrieb, gewannen die Jungunternehmer 2017 den deutschen Designpreis «Red Dot Award». Und mit dem Gewinn des Startfeld Diamanten, dem Jungunternehmerpreis der St.Galler Kantonalbank, wurde SoFlow 2019 als das innovativste Start-up der Ostschweiz ausgezeichnet.
Gut gemacht! Bin auf die Sendung gespannt. Schon wieder ein Startup aus Flawil. Auch feey konnte in der Sendung richtig fett punkten. Solche Unternehmen bringen Schwung in die Wirtschaft.